Für die dringendsten Herausforderungen, wie z. B. Kostenentwicklung und Bezahlbarkeit oder Quantität und Qualität, gibt es Reformvorschläge, die in der Gesundheitspolitik kontrovers diskutiert werden.
⇒ Herausforderungen Gesundheitspolitik Schweiz der Schweizerischen Gesellschaft für Gesundheitspolitik zeigt verschiedene Perspektiven auf.
Steigende Gesundheitskosten
Die Gesundheitskosten in der Schweiz steigen konstant an und sind auch eine zunehmende finanzielle Belastung für den Kanton Zürich. Wichtigste Kostentreiber sind das Einkommenswachstum, das Bevölkerungswachstum, die Alterung der Bevölkerung sowie der medizinische Fortschritt (z. B. neue, teurere Medikamente und Behandlungsmethoden). Der Kanton Zürich hat deshalb die Liste ambulant vor stationär eingeführt.
Hoher Kostendruck für Leistungserbringer
Der Verband Zürcher Krankenhäuser (VZK) und die Ärztegesellschaft Kanton Zürich (AGZ) fordern beide höhere Tarife, da sie nicht kostendeckend sind. Sie begründen ihre Forderung mit der Notwendigkeit, Investitionen tätigen zu können und die Einkommen der Ärztinnen, Ärzte, Pflegefachpersonen und weiterer Gesundheitsfachpersonen zu sichern. Die Kostenträger – d. h. Versicherungen, Kantone und Prämienzahlende – sehen das anders
Medizinische Versorgungsplanung nur im stationären Bereich
Die medizinische Versorgung der Schweiz ist sehr gut ausgebaut. Um eine Über-, Unter- oder Fehlversorgung zu vermeiden, nehmen die Kantone die Spitalplanung gemäss nationalen Vorgaben vor. Die ambulante medizinische Versorgung wird in einzelnen Kantonen und periodisch über Zulassungsbeschränkungen gesteuert. Die Krankenversicherungen fordern zusätzlich eine Lockerung des Vertragszwangs, um die angebotsinduzierte Nachfrage zu reduzieren und die Mengenausweitung zu bremsen.
Geringe Investitionen in Gesundheitsförderung und Prävention
Massnahmen der Gesundheitsförderung und Prävention sind wirksam, steigern die gesunden bzw. behinderungsfreien Lebensjahre und können mittel- und langfristig die Behandlungskosten senken. In der Schweiz werden nur 2,2 % der Gesundheitskosten in Massnahmen der Gesundheitsförderung und Prävention investiert.
Private Gesundheitsausgaben sind hoch
Für Personen mit tiefen Einkommen und Vermögen ist die Patientenbeteiligung (d. h. Franchise, Selbstbehalt) an den Gesundheitskosten eine Hürde zur Inanspruchnahme von Gesundheitsleistungen. Deshalb wird z. B. auf Vorsorge-Untersuchungen verzichtet oder werden ÄrztInnen verspätet konsultiert. Beides kann zu schlechteren Gesundheitsoutcomes und insgesamt höheren Gesundheitskosten führen.
Ungleichheit in der Gesundheitsversorgung
Gesundheitsökonomen beobachten auch in der Schweiz, dass benachteiligte Menschen mit schlechter Gesundheit weniger Gesundheitsleistungen beanspruchen und privilegierte Menschen durch die Gesundheitsversorgung überversorgt werden. Diese Fehlversorgung senkt den Nutzen der Investitionen in die Gesundheit.
Fachkräftemangel Gesundheitsberuf
Der prognostizierte Fachkräftemangel ist in der Pflege besonders gross (Kapitel 3.6.). Interprofessionelle und/oder integrierte Versorgungsmodelle und weitere Effizienzgewinne können angesichts des demographischen Wandels diesen Fachkräftemangel nur ansatzweise lindern. Die Ärztedichte in der Schweiz liegt mit 4,4 ÄrztInnen pro 1000 Personen über dem OECD Durchschnitt (3,5 ÄrztInnen pro 1000 Personen).