Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) schützt die öffentliche Gesundheit, entwickelt die Schweizer Gesundheitspolitik und sorgt für ein leistungsfähiges, bezahlbares Gesundheitssystem. Das Schweizerische Gesundheitsobservatorium (Obsan) analysiert Gesundheitsdaten und publiziert unabhängige Berichte zum Gesundheitssystem.

Die Gesundheitsdirektion Kanton Zürich (GD) sorgt für die Gesundheit der Bevölkerung und übernimmt zahlreiche zentrale Aufgaben wie z. B. die Spitalversorgung, Berufs-, Zulassungs- und Betriebsbewilligungen, den kantonsärztlichen Dienst, die Heilmittelkontrolle.

Die Zürcher Gemeinden übernehmen viele Aufgaben, um Gesundheit und Wohlbefinden ihrer EinwohnerInnen zu sichern, insbesondere die Pflegeversorgung. Über die GeKoZH können sich Gemeinden spezifisch zum Thema Gesundheits-, Alters- und Pflegeversorgung vernetzen. Analog gibt es die SoKo (Sozialkonferenz Kanton Zürich), die Dachorganisation aller für das Sozialwesen zuständigen Behörden der Zürcher Gemeinden.

Politisch wichtig ist der GPV (Verband der Gemeindepräsidien Kanton Zürich), der verschiedene Interessen der Gemeinden bündelt und sie gegenüber Kanton, Bund und anderen Interessengruppen vertritt. Der vzgv (Verein Zürcher Gemeinde- und Verwaltungsfachleute) übernimmt eine Informations- und Koordinationsrolle.

 Widmer & Siegenthaler (2019): Durchblick im Gesundheitswesen, Handbuch für Öffentlichkeit und Politik (ca. 60 Seiten).

Über Gesundheit und Krankheit

Die Weltgesundheitsorganisation definiert Gesundheit als Zustand des vollständigen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlergehens und nicht nur das Fehlen von Krankheit oder Gebrechen. Die meisten Menschen sind irgendwo zwischen vollständiger Gesundheit und absoluter Krankheit.

Übertragbare Krankheiten

Übertragbare Krankheiten gefährden die öffentliche Gesundheit und deshalb sind viele dieser Krankheiten meldepflichtig. So können übertragbare Krankheiten frühzeitig erkannt werden, um zeitgerecht Massnahmen betreffend Dynamik des epidemiologischen Geschehens zu ergreifen. Das Epidemiengesetz (EpG) ermöglicht eine frühzeitige Erkennung, Überwachung, Verhütung und Bekämpfung von übertragbaren Krankheiten und regelt die Arbeitsteilung zwischen Bund und Kantonen. Die Gesundheitsdirektion Kanton Zürich ist subsidiär zum Bund zuständig für die erforderlichen Massnahmen zum Schutz der Bevölkerung (z. B.: Covid-19).

Nichtübertragbare Krankheiten

Die hohe Lebenserwartung in der Schweiz verdanken wir dem hohen Lebensstandard und der Tatsache, dass nichtübertragbare Krankheiten überwiegen: Heute hat ein Viertel der Schweizer Bevölkerung eine Krankheit wie Diabetes, Krebs, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, chronische Leiden der Atemwege, muskuloskelettale Krankheiten. Diese Krankheiten dauern meist über mehrere Jahre (chronische Krankheit) und verursachen rund 80 % der direkten Gesundheitskosten.

Psychische Krankheiten

In der Schweiz ist im Laufe eines Jahres fast ein Drittel der Bevölkerung von einer psychischen Krankheit betroffen, z. B. Suchtkrankheit, Burn-Out, Essstörungen, Angststörungen, Depressionen, Persönlichkeitsstörungen. Psychische Krankheiten beeinträchtigen viele Lebensbereiche, (z. B. Sozialleben, Bildung, Arbeit). Obwohl psychische Krankheiten häufig sind, verursachen sie vergleichsweise geringe Gesundheitskosten. Hingegen sind psychische Krankheiten heute die häufigste Ursache für eine IV-Rente, deutlich höher sind deshalb die
indirekten Gesundheitskosten von geschätzt 7 Milliarden Franken.

Viele Faktoren beeinflussen die Gesundheit

Gesundheitsdeterminanten beeinflussen, wie gesund oder krank jemand ist:

  1. unveränderbare Determinanten sind Alter, Geschlecht, Erbanlagen;
  2. individuelles Verhalten und Lebensstil wie z. B. Ernährung, Bewegung, Suchtmittelkonsum, Risikoverhalten, Gesundheitskompetenzen;
  3. soziale Umwelt wie z. B. soziale Unterstützung, Integration, Netzwerke;
  4. Lebens- und Arbeitsbedingungen, z. B. sozialer Status, Arbeit, Bildung, Einkommen, Wohnen, Gesundheitsversorgung, Umwelteinflüsse;
  5. allgemeine Bedingungen wie z. B. Kultur, Wirtschaft, Sicherheit.

Darstellung in Anlehnung an Dahlgren & Whitehead, von Quintessenz

Beispiel: Auch ansteckende Krankheiten wie z. B. Covid-19 können anhand dieser Determinanten besser verstanden werden:

  • Das grösste Risiko, bei einer Infektion akut zu erkranken, tragen alte Menschen, Menschen mit chronischen Erkrankungen oder Menschen mit Behinderungen.
  • Weitere Faktoren erhöhen das Risiko einer Infektion, z. B. Beruf (Arbeit im Homeoffice nicht möglich), Wohnen (Isolation in kleiner Wohnung schwierig), Gesundheitsverhalten (z. B. Einhalten von Massnahmen).
  • Weitere Faktoren beeinflussen, wie man die Situation (z. B. Lockdown) handhaben kann und wie sich das auf die Gesundheit auswirkt (z. B. psychische Gesundheit, häusliche Gewalt).


Nicht nur das Gesundheitswesen, sondern alle gesellschaftlichen Rahmenbedingungen beeinflussen die Gesundheit einer Bevölkerung. Der Miteinbezug der relevanten Politikbereiche, («health in all policies»), ganzheitliche Strategien und eine multisektorale Zusammenarbeit sind deshalb besonders wirkungsvoll (z. B. verschiedene Ressorts, überkommunale Ebene).

Die Bedeutung des Gesundheitswesens

Die Schweizer Bevölkerung ist mit dem Gesundheitswesen sehr zufrieden und fast 12 % des Bruttoinlandprodukts (BIP) werden in das Gesundheitswesen investiert (beides deutlich über dem OECD Durchschnitt).

Studien (z. B. von economiesuisse) berechnen die Relevanz der Gesundheitsdeterminanten für die Gesundheit einer Bevölkerung: An vorderster Stelle steht das individuelle Verhalten (37,5 %), gefolgt von den unveränderbaren Determinanten (22,1 %), den sozio-ökonomischen Bedingungen (19,1 %), der Gesundheitsversorgung (11,4 %), den Umweltbedingungen (9,8 %).

Das individuelle Verhalten als wichtigster Gesundheitsfaktor ist geprägt von Gewohnheiten, Lebensumständen und Umfeld. Ohne eine Veränderung dieser Verhältnisse ist eine nachhaltige Verhaltensänderung meist schwierig.

Darstellung in Anlehnung an economiesuisse

Gesundheit der Bevölkerung im Kanton Zürich

Die zuverlässigsten Informationen zur Bevölkerungsgesundheit stammen von Geburten und Todesfällen. Damit wird die Lebenserwartung berechnet, ein international vergleichbarer Gesundheitsindikator. Die Lebenserwartung in der Schweiz ist weltweit unter den höchsten. Durchschnittlich leben Zürcher Frauen bis 85,3 Jahre und leben Zürcher Männer bis 82 Jahre. Die häufigsten Todesursachen sind nichtübertragbare Krankheiten wie Herz-Kreislaufkrankheiten und Krebserkrankungen. Epidemiologie

Wenn in einer Bevölkerung z. B. ein hoher Anteil an alten Menschen lebt, steigt auch der Anteil an kranken und pflegebedürftigen Menschen. Im Durchschnitt hängt ein höherer Bildungsabschluss mit besserer Gesundheit und Erwerbslosigkeit mit schlechterer Gesundheit zusammen.

Gemeindeportrait des Statistischen Amts Kanton Zürich: Hier lassen sich Daten/Karten für Gemeinde, Bezirk, Region, Kanton zusammenstellen.
Gesundheitsberichte Kanton Zürich, aktuellster Bericht und Factsheet aus 2020, basierend auf der Schweizerischen Gesundheitsbefragung 2017.

Selbstbeurteilte Gesundheit und Lebensqualität (Kt. ZH, Daten 2017)

Die meisten ZürcherInnen beurteilen ihre Gesundheit (86 %) oder ihre Lebensqualität (94 %) als gut oder sehr gut. Klar sichtbar werden hier Unterschiede:

  • Alter: 25 % der über 65-Jährigen und 6,5 % der unter 25-Jährigen beurteilen ihre eigene Gesundheit als schlecht.
  • Bildung: 28 % der weniger Gebildeten und 10 % der hoch Gebildeten beurteilen ihre eigene Gesundheit als schlecht.
  • Erwerbstätigkeit (Alter 25- bis 64-J.): 9,5 % der Erwerbstätigen und 31 % der nicht Erwerbstätigen beurteilen ihre eigene Gesundheit als schlecht.

Gesundheitsverhalten und Lebensstil (Kt. ZH, Daten 2017)

Im Kanton Zürich hat fast ein Viertel der Bevölkerung einen ungesunden Lebensstil und dabei sind folgende Unterschiede zu beobachten:

  • Männer leben ungesünder als Frauen (27,5 % vs. 19,7 %)
  • nicht Erwerbstätige leben ungesünder als Erwerbstätige (36,3 % vs. 22,4 %).

Inanspruchnahme von Gesundheitsdienstleistungen (Kt. ZH, Daten 2017)

Vergleichsweise mehr alte Menschen berichten über Spitalaufenthalte (20 %), Arztkonsultationen (37 %) und Medikamentenkonsum (62 %) als jüngere Menschen. Die Gesundheitsdienstleistungen beanspruchen am häufigsten PatientInnen mit nichtübertragbaren Krankheiten.

Taschenstatistik Gesundheit vom Bundesamt für Statistik wird jährlich aktualisiert.

Das Alter beeinflusst die Inanspruchnahme

Mit zunehmendem Alter können Krankheiten zunehmen und gleichzeitig auftreten. Entsprechend häufiger beanspruchen alte Menschen Gesundheitsleistungen. Auch die körperlichen und geistigen Fähigkeiten nehmen im Alter häufig ab und es können Einschränkungen im Alltagsleben auftreten. Deshalb steigt mit zunehmendem Alter auch der Betreuungs- und Pflegebedarf (Kapitel 4).

Obsan Berichte zu Gesundheit im Alter.