Der Bundesrat hat in der Strategie Gesundheit 2030 die wichtigsten Herausforderungen benannt und Ziele und Massnahmen formuliert. Zudem gibt es zahlreiche Akteure, die verschiedene und teils divergierende Interessen vertreten.
Wichtigste Herausforderungen bezüglich Krankheit und Gesundheit
Demographische Entwicklung, Alterung der Bevölkerung
Die Menschen in der Schweiz haben eine hohe Lebenserwartung und die meisten sind in den letzten Lebensjahren auf Behandlung, Pflege und Betreuung angewiesen. Da sowohl Anzahl und Anteil der alten Menschen in der Schweiz in den nächsten Jahren weiter wachsen, muss sich die Gesellschaft und insbesondere die Gesundheits-, Alters- und Pflegeversorgung entsprechend vorbereiten.
Nichtübertragbare Krankheiten, geringe Investitionen in Prävention
Ungefähr jede vierte Person in der Schweiz hat eine nichtübertragbare Krankheit, die länger andauern kann. Solche Krankheiten verursachen rund 80 % der direkten Gesundheitskosten. Ein grosser Teil der Krankheitsleistungen der nicht übertragbaren Krankheiten gilt als vermeidbar Krankheitsprävention und Gesundheitsförderung
Gesundheitliche Ungleichheiten
In der Schweiz werden sozial benachteiligte Menschen (z. B. mit tiefem Einkommen, wenig Bildung) eher krank und leben weniger lang. Das hat verschiedene Gründe (z. B. Arbeitsbedingungen, Wohnverhältnisse, Lebensstil), insbesondere der chancengleiche Zugang zur Gesundheitsversorgung.
Wichtigste Herausforderungen bezüglich System
⇒ Durchblick im Gesundheitswesen, Handbuch für Öffentlichkeit und Politik
Steigende Kosten
Das Schweizer Gesundheitswesen bietet den PatientInnen sehr viel, z. B. gibt es kaum Wartezeiten oder Zugangshürden. Entsprechend zufrieden ist die Bevölkerung mit dem Gesundheitswesen. Hingegen versursacht das System hohe Kosten für Prämien- und SteuerzahlerInnen. Die Schweizer Gesundheits- und Pflegeversorgung gehört zu den teuersten weltweit und die Kosten steigen jährlich. Der Bundesrat hat Kostendämpfungsmassnahmen ausgearbeitet, um Prämien- und Steuerzahlende zu entlasten. Die Massnahmen werden in zwei Paketen im Parlament debattiert und beschlossen.
Steigende Krankenkassenprämien
Die finanzielle Last der Krankenkassenprämien steigt, weil die Prämien stärker gestiegen sind als die Einkommen und die Beiträge an Prämienverbilligungen. Ursprünglich war vorgesehen, dass die Haushaltsausgaben für Prämien nicht über 8 % des verfügbaren Einkommens steigen sollen. Diese Grenze wurde schon länger überschritten und mit weiteren Prämienanstiegen wird gerechnet. Entsprechend gibt es dazu zahlreiche politische Vorstösse.
Drohender Fachkräftemangel
Aufgrund der demografischen Entwicklung steigt der Behandlungs-, Pflege- und Betreuungsbedarf der Bevölkerung, gleichzeitig verlassen viele Fachkräfte aufgrund von Pensionierung oder vorzeitigem Berufsaustritt ihre Stelle. Besonders stark betroffen sind die Pflege und gewisse medizinische Fachrichtungen (z. B. Geriatrie, HausärztInnen). Ende 2021 wurde die Pflegeinitiative angenommen und die Kantone sind für einen grossen Teil der Umsetzung zuständig.
Über-, Unter- und Fehlversorgung
Die Versorgungsplanung soll allgemein zugängliche, ausreichende und qualitativ hochstehende Versorgung (Gesundheitsversorgung, Pflegeversorgung) sicherstellen. In der Schweiz wird die Versorgung teils über den Markt (d. h. Angebot und Nachfrage) und teils über Regulierung (z. B. Berufs-/Betriebsbewilligungen, Leistungsaufträge) gesteuert. Es gibt Hinweise auf eine kostentreibende Über- bzw. Fehlversorgung in der Schweiz.
Fragmentiertes Versorgungsystem
Die Gesundheits- und Pflegeversorgung ist eine Mischung aus Staat und Markt und jeder Versorgungssektor wird durch verschiedene Tarifsysteme finanziert.
Das Schweizer Gesundheitswesen ist entsprechend unübersichtlich und fragmentiert. Wegen fehlender (finanzieller) Anreize und weiterer Hürden (langsame Digitalisierung) ist eine sektorübergreifende Koordination zugunsten der PatientInnen und Mitarbeitenden weiterhin erschwert. Koordinierte oder integrierte Versorgung